Naturnahe Pferdehaltung
Die wenigsten Pferdehalter sind in der Lage, ihr Tier mehrere Stunden am Tag zu bewegen. Umso wichtiger ist es, in der “Freizeit” des Pferdes Gegebenheiten zu schaffen, die den natürlichen Bedürfnissen des Pferdes möglichst nahe kommen.
Offenstall-Haltung - die gesundeste Form der Pferdehaltung
Eine optimale Form der Pferdehaltung ist die Offenstall-Haltung. Neben frischer Luft und der Möglichkeit zur freien Bewegung, bietet diese Form der Haltung dem Pferd auch die Möglichkeit mit anderen Pferden zu kommunizieren, Fellpflege zu betreiben und psychisch gesund zu bleiben.
Nicht jeder Pferdehalter hat das Glück, seine Pferde direkt am Haus halten zu können. Oft stehen diese in einem Pensionsstall oder sind bei einem Bauern in Obhut. Manchmal lassen die örtlichen Gegebenheiten leider keinerlei Veränderungen zu.
Da heißt es, Kompromisse einzugehen und ideenreich zu werden.
Auslauf - elementar für das Bewegungstier Pferd
In der Natur bewegt sich ein Pferd ca. 14 Stunden, meist langsam vor sich hingrasend, im Schritt. Dabei legt es Entfernungen zwischen 10-40 km pro Tag zurück.
In der alltäglichen Praxis in Deutschland haben die Pferde oft einen Paddock wie hier im Bild zur Verfügung. Sofern man nicht das Glück hat, sehr bewegungsfreudige Pferde zu haben, sind die Entfernungen die die Tiere in so einem Auslauf zurücklegen viel zu gering. Meine Pferde bewegten sich auf dem abgebildeten Paddock zwischen 350-500 Meter am Tag.
Der Paddocktrail - artgerechte tägliche Bewegung
Für mehr Bewegung kann ein Paddocktrail sorgen. Dieser bietet optimale Lebensbedingungen für das Bewegungstier Pferd. Mehrere Futterstellen, kleine “Hindernisse” und unterschiedlichste Bodenverhältnisse bieten Anreiz zur Bewegung und stärken den Huf. Die Laufleistung meiner Pferde hat sich seit Öffnung des Trails auf 3,5 - 6,5 km pro Tag erhöht (Gesamtareal ist ca. 5.000 qm groß). Auch dies entspricht noch nicht dem Ideal, ist aber schon deutlich besser.
Wer seine Weiden direkt neben dem Stall hat, kann einen Paddocktrail sehr einfach umsetzen, indem ein Laufweg um die Weide herum angelegt wird. Wer mehr zu dem Thema erfahren möchte, der gebe “Paddock-Paradies” in die Internet-Suchmaschinen ein und lasse sich von den Beispielen im Internet inspirieren.
Fresszeiten - (fast) wie in der Natur
Auf diesem Trail werden verschiedene Futterplätze angelegt. So sind die Pferde gezwungen, sich bei der “Futtersuche” zu bewegen. Heuraufen, oder aber einfache Heunetze eignen sich sehr gut für diesen Zweck. Wenn Sie die Rauhfutteraufnahme noch verlängern wollen, so verwenden Sie Heunetze mit kleinen Öffnungen oder aber stülpen Sie einfach zwei Heunetze übereinander. Durch kleinere Heunetze kann das Rauhfutter an noch mehr Stellen verteilt werden. Ein weiterer Vorteil der vielen Fressstellen ist, dass auch rangniedrige Pferde in Ruhe fressen können. Aber Achtung – einige Pferde trennen sich nicht gerne beim Fressen von der Hauptgruppe. …
Hufbäder - erfrischend und gesund
Gerade in den Sommermonaten werden die Pferdehufe oft trocken und hart. Manche Pferde gehen in der Zeit klamm oder lahmen sogar, weil der Huf über nicht genügend Elastizität verfügt. Ein Hufbad innerhalb des Paddocktrails oder auf dem Weg zur Weide kann Abhilfe schaffen. Ferner regen Hufbäder auch den Kreislauf an, was gerade für ältere Pferde sehr vorteilhaft ist. Nebenbei gewöhnen sich die Pferde an Wasserfurten und sind so auch bei Ausritten eher bereit durch Pfützen oder Bäche zu gehen.
Unterschiedliche Untergründe - so wird der Huf widerstandsfähig
Ein Huf wird so hart, wie es seine Umwelt erfordert. Wenn Pferde ausschließlich auf weichen Böden gehalten werden, so wird der Huf oft nicht widerstandfähig genug, um das Pferd auf Steinen oder Asphalt problemlos reiten zu können. Bieten Sie Ihrem Pferd nach Möglichkeit in seiner “Freizeit” unterschiedliche Untergründe an, um die Hufe gesund und widerstandsfähig zu machen.
Achtung Rehegefahr! Gegenbenenfalls Weidezeiten einschränken
Viele unserer Weiden sind zu üppig für das Steppen- bzw. Waldtier Pferd. Dazu kommt auch oft noch erschwerend Bewegungsmangel dazu. Hufrehe oder EMS sind oftmals die Folge. Deshalb kann es sinnvoll sein, die tägliche Weidezeit einzuschränken. Das kann z.B. durch die Zuteilung von Gras, sogenannten Portionsweiden geschehen. Wenn das nicht möglich ist, kann ein stundenweiser aufgesetzter Fresskorb eine Option sein, oder Sie begrenzen einfach die Weidezeit, indem Sie die Pferde stundenweide grasen lassen und in der restlichen Zeit Heu zufüttern. Wichtig: Fresspausen von mehr als 3-4 Stunden sollten möglichst vermieden werden.
Pferdegesellschaft - wichtig nicht nur für die Pferdepsyche
Pferde sind Herdentiere und werden, wenn Sie allein gehalten werden, krank. Bitte ermöglichen Sie Ihrem Pferd die Gesellschaft von mindestens einem Artgenossen.